3
Nov
2011

Jester's Door: Auferstehung

"Es war naß. Es war kalt. Es war Kapitalismus." Ich schmunzelte. Das Jester's Door war mit der Zeit gegangen. Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass sich hier etwas ändern würde. Da lag ich wohl offenbar falsch. Ich öffnete die Tür, und der unverwechselbare Geruch beruhigte mich. Nirgends roch abgestandenes Bier authentischer als hier.

Ich ging zum Tresen hinüber, wo ein Becher dampfenden, schwarzen Kaffees auf mich wartete. Der Timemaster stellte gerade die Uhr, drehte sich zu Jens um und rief: "Ne, mit der Zeit stimmt alles. Der muss durch irgendein Loch im Raum gefallen sein." Ich lächelte. Lange war ich nicht mehr hier gewesen, und dass war die angemessene Begrüssung. Jens schaute mich an: "Komisch, der Kaffee ist immer noch heiß. Den habe ich doch vor Monaten dahin gestellt - oder nich?" Ich stammelte was von "Schön Euch zu sehen" und "tut mir leid", legte einen Geldschein in die mir vorwurfsvoll vor die Nase gehaltene Spendendose, auf der "Occupy now!" und "Helft den Opfern des Finanzkapitalismus" stand. Der Timemaster nickte mir zu, und wir prosteten uns mit unseren Kaffeebechern zu. "Wann kommt der Jester?" fragte ich, und schaute dabei über die Köpfe der beiden schachspielenden Alten auf die Demonstrationsaufrufe. "Der kommt jetzt meistens etwas später. Seit er wieder über Bankenzusammenbrüche berichten darf, trinkt er auch nicht mehr sinnlos" meinte Jens - und zeigte auf das neue Plakat hinter der Bühne, auf dem ein zusammenbrechender Bankenturm zu sehen war. lächelte in meinen Becher hinein und sog dieses wohlige Gefühl auf, am richtigen Ort zu sein.

Ich stand auf, war froh mich nicht weiter für meine Abwesenheit rechtfertigen zu müssen und schaute mir die anderen Gäste an. Viele bekannte Gesichter, vor allem bei den Punks am Billardtisch. Die Bärte der beiden Schachspieler schienen gewachsen zu sein, aber mit Bestimmtheit ließ sich das nicht sagen. Ein Mitglied des legendären "Sozialistischen Debattierkreises Nord" berichtete mir, dass die BAND tatsächlich ein neues Lied mit dem Titel "Einstürzende Börsen" im Repertoir habe. Ich lächelte, war gespannt auf den Jester und den Auftritt von Worker's Voice. Siegfried, ein anderes Mitglied, fragte scherzhaft, ob ich denn nicht erst z Ostern hätte auferstehen wollen. Ich grinste und meinte nur, als Heide sei ich an solche Termine ja nicht gebunden. Ich hoffte jedenfalls, dass es nicht die einzige Auferstehung des Abends bleiben würde...
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