Mittwoch, 27. Februar 2013

Meine Oma erzählt Geschichten

Die Geschichten von alten Menschen, sei es im Film oder im Buch gewinnen an Aufmerksamkeit. Vergangenes weckt Interesse. Hermann Lenz sagte einmal, dass nur gebrochene Generationen ihre Vergangenheit ausblenden. Die Nachkriegsgeneration zum Beispiel war gebrochen. Heute lassen wir uns gern erzählen, was damals war. Meine Oma erzählt auch lieber von ihrer Jugend, als dass sie mich reden lässt. Damit sie mich nun jeder Zeit erreichen kann, habe ich ihr ein Seniorentelefon geschenkt – so ein Handy mit großen Tasten. Die Auswahl ist groß und einige Modelle wurden bereits getestet. Die meisten Seniorenhandies im Test schneiden relativ gut ab, so habe ich einfach ohne groß zu überlegen zugegriffen.

Jeden Tag nun klingelt mein Handy. Es begann mit dem Bombenangriff auf Dresden. Ich habe ihr Gespräch transkribiert: „Als ich in den Keller kam, ging die Bombardierung richtig los. Ich spürte das Zittern der Wände in den Füßen. Der Keller war ziemlich voll. Eine Frau mit Kind war da unten. Das Kind hörte nicht auf zu weinen. Ich verstand mich gut mit Kindern, streichelte es. Wir verstanden uns gut, die Frau und ich. Die Zeit verstrich, das Kind beruhigte sich, doch eher aus dem Sauerstoffmangel. Es waren zu viele Menschen in dem Keller. Ein alter Herr wurde ohnmächtig. Mehrere Stunden mussten vergangen sein. Ich wusste, wir würden hier alle sterben. Deshalb tauchte ich meine Sachen in Wasser. Eine Tonne Regenwasser stand dort. Ich wickelte mir einen Schal um das Gesicht, klomm die Treppe hinauf und sprang hinaus auf die Straße. Alles brannte, es war die Hölle. Der ganze Straßenzug stand in Flammen. Ein ungeheurer Feuerstorm zog die Menschen in Richtung Flammen. Ich kämpfte mich in die andere Richtung vor. Richtung Großer Garten.“

Freitag, 14. Oktober 2011

Das Ende

"Sofort überkam mich ein erleichtertes Gefühl, der Puls war vorhanden, ja schlug sogar pochend, schnell und rauschend. Im Begriff mich von ihr abzuwenden erschütterte mich eine jähe Erkenntnis bis ins Mark. Alles was ich gespürt hatte, was ich gefühlt hatte , war mein eigener rasender Herzschlag, der von der drogendurchzechten Nacht herrührte, nicht etwa der des Mädchens.

Ich wurde panisch und versuchte mit dem Ohr auf ihrer Brust ein leisen Lebensschlag zu hören, doch vergeblich. Sie atmetete nicht mehr und das wohl schon seit Stunden nicht.
Wahrscheinlich war es dieser ewige Schlaf, der den Anschein von makelloser Schönheit in mir geweckt hatte. Unterbewusst war es genau das , nach was sich mein desillusionierter Geist sehnte. Mir, dem nichts heilig ist, wird jeder gute Moment, jede noch so glückliche Episode von der Erkenntnis zunichte gemacht, das alles endet, alles verfault und am Ende des Tages nichts bleibt, was Substanz hat.
Taumelnd stand ich auf und floh. "

Hier bricht das Fragment seiner Erlebnisse ab, wie er mir in einer Email geschrieben hat, hält er sich zurzeit in einem Ashram in Indien auf und hat zur Spirtualität gefunden.

Konsequent wäre es doch eiegentlich gewesen, einzusehen, dass der Pfad den er gewählt hat, der Falsche ist. Er hätte statt sich in sich selbst zu versenken doch auch einfach mal anderen Leuten helfen und etwas für das Allgemeinwohl tun können. Doch er suhlt sich stattdessen lieber in Selbstmitleid und ich bin mir sicher, dass er auch in einer Sekte, oder wo auch immer er sich gerade rumtreibt nicht glücklich wird.

Spannung steigt

Sorry, dass ich euch so lange warten lassen habe, aber ich habe gerade viel um die Ohren. Vernehmt also jetzt , wie es weitergeht:

"Nun da ich am schwül-heißen Flughafen Mumbais ausgestiegen bin, sehe ich die Dinge mit einer gewissen, aber noch sehr kleinen Distanz. Ich bin geflohen , im Exil , fortgetrieben von existenziellen Ängsten und der Einsicht, dass mich keine Droge der Welt, keine Orgie, kein noch so langer Tanz aus meiner verdammten Einsamkeit befreien kann.
Es war wie ein Aufwachen aus einem Dornröschen-artigen Schlaf. Dieses Aufwachen war schmerzhaft und unsanft und ich musste sofort kotzen. Ich war in einer sicherlich einmal gut eingerichteten Altbauwohnung aufgewacht und fand mich inmitten, nackter, dreckiger Leiber wieder.

Es war eine sogenannte "After-Hour", also ein gemeinsames Herauszögern, der Tatsache, dass es auch nach einem weiterem Exzess zurückging in die kalte Wahrheit die man Realität nennt. Ich sah , dass ich mich auf einen angrenzenden Körper erbochen hatte, der zu einem wunderschönen Mädchen gehörte. Sie sah engelsgleich aus, war splitterfasernackt und schien zu schlafen. Es war ein idyllisches Bild. Ihre Haut war makellos, alles an ihr schien an das künstlerisch-mathematische Idealbild von Schönheit zu erinnern. Mir fiel erst nach einigen Minuten, es könnten auch Stunden gewesen sein, ein leichter Makel in ihrem Gesicht auf. Ich konnte erst nicht genau sagen, was es war. Rot störend , verkrustet widerwärtig , zog sich ein eingtrockneter Fluss von Blut durch ihre Gesichtszüge.

Dann fiel mir auf , dass ihre Augen die ich erst geschlossen wähnte, leicht offen war und darunter ein kaltes Weiß zum Vorschein kam. Ich erschrak und richtete mich unter dröhnenden Kofpschmerzen auf um ihren Puls zu fühlen."

Weiter im Text

Weiter schreibt dieser bitterböse Zyniker, der mit mir damals in die Schule gegangen ist :

"Stunden um Stunden, Tage um Tage verbrachte ich im Office einer großen Werbeagentur, wo Privates und Geschäftliches schnell verschmolz. Ich war geradezu mit dieser Tätigkeit verheiratet und Ablenkung verschaffte mir nur die wochendlichen Exzesse epischen Ausmaßes. Meine Nasenscheidewände wurden mit jedem Tag, den ich in dieser pretentiösen Gesellschaft verbrachte um Millimeter dünner. Mein Körper hatte ein Stadium von konstantem Verfall erreicht, welcher mich von innen zerfraß, gänzlich verdarb.

Es versteht sich von selbst, dass ich die Anzeichen für diesen Verfall kommen sah, doch da Erkenntnis und Handlung meist auseinander liegen, ignorierte ich diese gekonnt und der status quo blieb bestehen. Nach einer 60 Stunden Woche im Büro, wo ich meine Zeit blendend nutzte, um Leuten Dinge mit Worten schön zur reden, die man eigentlich getrost als Kot, Scheiße, oder Exkremente bezeichnen kann, verbrachte ich mein Wochenende in einem Zustand vernebelten Rausches.

Clubabend um Clubabend, in einem der vielen Tempels der neuen Weltreligion Hedonismus reihten sich aneinander, wurden eins, verschmolzen zu einer einzigen berauschten, kurzweiligen Nacht, die nicht über die Langweile und die Leere in meinem Inneren hinwegtäuschen konnte. Ich war gefangen in diesem Zyklus, war Teil einer Tragödie, die griechischen Dramatikern die Tränen in die Augen getrieben hätten und ich spielte meine Rolle perfekt."

Ich will es etwas spannend machen und breche hier seinen Bericht ab. Ich finde seinen Schreibstil zwar noch nicht wirklich perfekt, aber ich verstehe, dass bei dem Leben das er sich herausgesucht hat, kurzweilige Formulierungen dazu gehören.

Mein Freund der Werbetexter

Ein befreundeter Schreiberling schickte mir diese rührende Geschichte zu, die neuen Wind in meinen Blog bringen soll. Ich will den Leser warnen, denn er schildert ein sehr düsteres Bild der Gesellschaft und überschreitet oft die Grenze des guten Geschmacks. Ich werde seine Fragmente, stückweise veröffentlichen und hoffe das sie euch gefallen:

"Da stand ich als nun nach 14 Stunden Flug. Ich war ziemlich heruntergekommen, um nicht zu sagen abgebrannt. Als ich von Berlin losflog, ließ ich, so sagte ich mir, all meine schmutzigen und belastenden Angelegenheiten an der Grenze zurück und begab mich auf eine Reise die Sinn stiften soll.

Ich war mal ganz oben. An der Spitze der Nahrungskette sozusagen. In einer der angesagtesten Metropolen Deutschlands gehörte ich zu den "cool kids on the block." Ich war ein Meister der Obeflächlichkeit und bewegte mich in dieser dekadenten Welt, wie ein quirrliger Fisch im Wasser. Mein Zuhause war der Schein der schönen Künste, der Schein der Mode und der Musik. Ja wir waren wahre Künstler der Verdrängung. Mit unserem Habitus verdrängten wir die Endlichkeit der Dinge, die Endlichkeit der Schönheit und die groteske Sinnlosigkeit unseres Daseins.

Als Werbetexter brachte ich es wohl zu einem ordentlichen Sümmchen, mit dem ich meinen dekadenten Lebensstil mehr schlecht als recht finanzieren konnte. Wie Honore de Balzac, ja in meiner schieren Arroganz , sah ich mich in der Tradition großer Literaten, hatte ich trotz meines Einkommens einen Haufen Gläubiger. Darunter waren auch zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt, denen ich mit gierigen Fingern das weisse Pulver abkaufte, dass den Treibstoff für meine Egomanie beständig lieferte. "

Zu Hause ist es am schönsten

Nun ist unser Urlaub vorbei und wir sind wieder zu Hause. Als wir ankamen, musste ich an dem Spruch denken, dass es zu Hause doch immer am schönsten ist. Und es stimmt auch. Zu Hause ist es wirklich immer am schönsten! Klar, im Urlaub ist es auch sehr angenehm. Es ist sogar sehr unangenehm, mal weg zu fahren. Man kann dabei fremde Länder und Kulturen sehen und erleben. Und auch eine ganz andere Lebensweise kennen lernen. Unser Urlaub dieses Jahr war sehr schön und trotzdem bin ich froh und erleichtert, dass wir wieder zu Hause sind. Es liegt daran, dass ich Frughäfen einfach hasse. Ich hasse sie über alles. Da ist es immer so stressig und hektisch. Es sind viele Menschen unterwegs, die auch gestresst sind. Und das Ganze macht mich total nervös und angespannt.

Deswegen bin ich immer froh, wenn wir die Maschine nach Hause endlich besteigen. Und erst recht, wenn ich Deutschland aus der Luft sehe. Es tut einfach gut, nach Hause zu kommen. Wenn wir dann den Flur betreten und die Schuhe ausziehen... ach, dann geht es mir noch viel besser. Mit jeder Minute geht es mir besser. Deswegen sage ich ja, zu Hause ist es am schönsten. Vielleicht haben manche von euch auch eine ähnliche Erfahrung gemacht - was für eine Erleichterung es ist, wenn man endlich nach Hause gekommen ist. Wir haben es uns heute Abend gemütlich auf der Cocuh gemacht, haben ferngesehen, geplaudert... gegessen. Und natürlich haben wir dabei Paar Leute angerufen - um zu sagen, dass wir halt wieder da sind. Die freuen sich dann immer, von uns zu hören.

Sonntag, 29. Mai 2011

Rio de Janeiro

In dieser Stadt gibt es alles. Außer Schnee vielleicht. Aber auf den kann man hier getrost verzichten. Wir erreichen Rio de Janeiro in den Abendstunden und müssen uns erstmal den Weg zu unserer Unterkunft mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bahnen. Im Bus werden die Augen der kleinen Kinder auf dem Sitz hinter uns groß wie Bauklötze als wir uns mit unseren sperrigen Rucksäcken in den engen Sitz quetschen. Bald spüre ich ein Ziepen in meinem Haar. Eines der vorlauten Kinder zieht vergnügt ein einer Haarsträhne von mir und strahlt mich triumphierend an. Schnell wird es von seiner Mutter gepackt, die mir beschämte und entschuldigende Blicke zuwirft und muss sich eine portugiesische Standpauke anhören, die sich auch ohne Portugiesischkenntnisse einigermaßen bedrohlich anhört. Angekommen an unserer Haltestelle schauen wir uns verwirrt um, ohne genau zu wissen wohin wir unsere Schritte lenken sollten. Ein Passantin bemerkt, dass wir Deutsch sprechen und spricht uns ebenfalls auf Deutsch an. Nachdem wir ihr unser Problem (wir finden mal wieder unsere Unterkunft nicht) geschildert haben, lächelt sie verständnisvoll und beginnt die anderen Passanten zu interviewen. Nach 10 Minuten und geschätzt 8 verschiedenen Antworten, präsentiert sie uns die Lösung und lotst uns zu unsere bescheidenen Hostel in der Nähe der Copacabana.

Rio ist schon auf den ersten Blick atemberaubend. Kilometerbreite Sandstrände an denen heftige Wellen brechen und sich spektakuläre Schönheiten bräunen während die fliegenden Händler umherschwirren um ihre Ware an die Touristen zu verkaufen, himmelhohe Wolkenkratzerviertel mit abgrundtiefen Straßenschluchten, grün bedeckte Felsen an denen sich die bunten Favelas vorbeischlängeln, dunkle Lagunen und der majestätische Zuckerhut prägen das Bild wenn man am Fuße der berühmten Jesusstatue, dem Corcovado, steht und den Blick auf Rio genießt.

Die Bewohner der brasilianischen Hauptstadt nennen sich übrigens Carioca.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Fortsetzung Ometepe

e näher wir kommen, desto mehr Details lassen sich ausmachen, einzelne Palmen ragen aus dem dichten Grün des Urwalds an den Hängen der Vulkane hervor, über der Baumgrenze werden schwarze Strome längst vertrockneter Lava sichtbar, die sich wie riesenhafte Zungen die Hänge des Vulkans hinabschlängeln und im Dickicht des Dschungels verschwinden. Pelikane dösen faul auf den Stegen der kleinen Fischerboote, kleine Buchten öffnen sich vor unserem Blick. Der Fahrtwind des Bootes kühlt ein wenig unsere heißen Füße und Gesichter, Schatten gibt es keinen auf dem Boot.

An der Anlegestelle herrscht wiederum ein großes Gewusel. Wir halten uns ein wenig im Hintergrund bis unserer Rucksäcke vom Inneren des Schiffs auf den Steg gehievt werden. Mit unserer tragbaren Heimat auf dem Buckel machen wir uns auf den Weg in das kleine Dorf. Als erstes erwarten uns die fliegenden Händler, die uns alle möglichen Speisen und Getränke anbieten, dann folgen einige wenige Tourismusbuden, die Erkundungstouren auf Motorrädern und Pferdereiten anbieten. Das Dorf ist genauso voll wie das Boot, eine große Versammlung von Protestanten ist für den Abend geplant. Musikgruppen spielen an jeder Straßenecke, die Menschen kommen aus dem ganzen Land um gemeinsam zu beten und zu singen. Ein Bett ist schwer zu finden. Wir fragen bei den Motorradverleiher, dessen Tante, noch ein Zimmer zu vermieten hat. Das Zimmer ist groß und sauber, leider färbt die rote Farbe des Fußbodens ab und lässt unsere Füße für Wochen aussehen als seien wir nicht aus Mitteleuropa sondern indianischen Ursprungs.

Am Abend dann schauen wir uns ein wenig im Dorf um. Alles ist in Bewegung, strömt dem Festplatz entgegen. Wir folgen der Masse an unzähligen Essensständen vorbei und befinden uns als einzige Fremde auf dem größten protestantischen Gottesdienst Nicaraguas wieder. Erstaunte Gesichter allenthalben, auf unserer sowie auf der Seite der Gottesdienstbesucher.

Neue Serie des Blogs

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der heutigen Ausgabe meines Blogs möchte ein neue Serie einläuten in der von fernen Orten dieser Welt berichtet werden soll. Orte die uns Daheimgebliebene faszinieren, Orte die vielleicht ein Geheimnis in sich tragen, Orte von denen wir unter Umständen noch nie etwas gehört haben und die unsere Reiselust und unser Fernweh wecken. Den Anfang machen zwei Ausgaben über kaum bekannte Orte in Südamerika, die ein Bekannter im letzten Winter besucht hat, der sich bereit erklärt hat ein wenig zu diesem Projekt beizutragen:

Teil 1

Das kleine Schiff ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir finden noch ein Plätzchen auf dem Dach, was es uns erspart unten im Innenraum mit 150 anderen Menschen und einigen Ziegen, Hühnern und Hunden die anderthalb stündige Überfahrt hinter uns bringen zu müssen. Unser Ziel ist die Insel Ometepe im Lago de Nicaragua. Als einer der größten Binnenseen der Erde ist er größer als die Niederlande. In der Mitte dieses gigantischen Sees liegt eine Insel. Ometepe. Sie besteht aus zwei Vulkanen (Concepcion und Madera) von denen der Größere noch aktiv ist. Langsam nähern wir uns diesem, auch schon von Weitem märchenhaft erscheinenden Ort, nicht ahnend, was für Schätze und Abenteuer uns erwarten soll. Rauch steigt aus dem Concepcion in den blauen Himmel. Es sieht so aus, als ob in seinem Bauch die Wolken hergestellt werden, die träge über unsere Köpfe ziehen und den Himmel in eine Landschaft aus Blau und Weiß verwandeln.Das Boot tuckert langsam auf die grüne und braune Insel zu, die Überfahrt kostet umgerechnet 50 Cent und die Menschen freuen sich über unsere Anwesenheit, fragen uns nach unserer Herkunft und wie uns Nicaragua gefalle.

Urlaubsplanung

Liebe Leserinnen und Leser,

Urlaubsplanungen müssen wohl überlegt sein. Erstmal ihr Ausmaß. Möchte man einen durchgeplanten Trip, während dessen man seine Zeit möglichst vollstopft mit Aktivitäten, Kultur und Sehenswürdigkeiten?Oder zieht man einen spontanen Urlaub vor, in dem man sich treiben lässt von den Orten an denen man verweilt, der aber vielleicht auch an dem Ort endet an dem er beginnt?

Mit wem fährt man überhaupt los und wie gut kennt man diese Person wirklich?Wird man sich verstehen oder werden durch die ständige Nähe unüberbrückbare Distanzen offenbar?Dann die Frage wohin man seine Schritte wenden soll. Eine Stadt, ein Strandurlaub oder in die Berge?Eine Flugreise oder ein Road Trip mit dem eigenen Kleinwagen?Kultur oder Sport, Entspannung oder Aktivitäten?Wieviel Budget hat man zur Verfügung, wie lange kann man bleiben? Was nimmt man mit?

Letztendlich gibt es auf jeden Topf eine Deckel, es gilt nur den richtigen zu finden, auch wenn er sich manchmal an ausgefalleneren Orten versteckt, als man vermutet hätte. Der Surfer verliebt sich in ein unscheinbares Bergdorf in den Pyrenäen, der Bergsteiger entdeckt seine Liebe zum Meer, die Couchpotatoe wird zum wilden Nachtschwärmer und der Kulturbanause geht ins Museum. Urlaub ist nicht Alltag und dementsprechend ändern wir manchmal unsere Gewohnheiten, entdecken vielleicht neue Leidenschaften, verlieben uns oder trennen uns. Es wäre traurig und unkreativ, würden wir nur all unsere Routine mit in die Ferne nehmen. Es geht darum etwas aus den besuchten Ländern mit in heimatliche Gefilde und sei es nur eine Muschel oder ein Stein mit Loch. Am besten natürlich ein Schuss Entspanntheit, ein Schuss Aktivität, ein Schuss Kultur, ein Schuss Party, ein Schuss Liebe. Ein Urlaub sollte Bereicherung, nicht bloße Fortsetzung des Alltagstrotts sein.

Es grüßt herzlich

Franz Frahm

Dienstag, 14. Juni 2011

La Paz


Wie ein Kessel liegt sie vor uns. Und wahrlich, diese Stadt ist kochend heiß. Die wichtigste bolivianische Stadt, La Paz, liegt auf etwa 3300 Metern Höhe in den Anden und ist so verrückt und chaotisch wie es der Regierungssitz eines Landes sein muss, in dem man als Tourist in ein Gefängnis voller Drogebarone gehen kann, in dem es Bars gibt in denen man zu jedem Glas Bier ein Line Kokain bekommt, in dem man die gefährlichste Straße der Welt mit dem Fahrrad hinunterbrettern kann und Dynamit auf einem einfachen Straßenmarkt erhältlich ist. Bolivien bietet soviel skurrile Erlebnisse, dass sein Zentrum natürlich kein graues Mäuschen sein darf. Die Stadt liegt in einem Bergkessel, von ihren Dächern sieht man schneebedeckte Berge. In ihrer Mitte fließt die Hauptverkehrsstraße, die Avenida Montes, von der sich die weiteren Straßen im Schachbrettmuster entfernen. Hauptattraktion La Paz, das architektonisch nicht viel zu bieten hat, sind seine brodelnden Märkte. Zu kaufen gibt es dort fast alles was das Herz begehrt. Die Palette reicht von Lebensmitteln über Technik und Anziehsachen. Die Märkte sind ebenso der Ort an dem viele indigene Bolivianer die noch in den alten jahrhundertealten Traditionen leben ihre handgemachten Erzeugnisse verkaufen. Feilschen um den Preis gehört hier natürlich zum guten Ton, jedoch sollte man es nicht übertreiben, die Preise sind für den durchschnittlich betuchten Europäer leicht zu bezahlen. Das oben kurz erwähnte Gefängnis San Pedo befindet sich mitten in der Hauptstadt an der gleichnamigen Plaza San Pedro. Hinter den dicken Mauern sollen die berüchtigsten Drogenbosse des Landes sitzen, und ihre eigene kleine Welt innerhalb des Gefängnisses aufgebaut haben. Sie leben dort mit ihren Familien, es gibt luxuriöse Zellen und winzige Zellen die sich mehrere Häftlinge teilen müssen, die Hierarchie ist streng geregelt. Manchmal ist es möglich als Tourist in das San Pedro Gefängnis zu gelangen. Es kursieren Geschichten über rauschende Feste, Liebesbeziehungen zu den Insassen und schauerliche Gewalttaten.

Dienstag, 29. März 2011

Türkei-Urlaub

Sehr geehrte Leser,

meine Frau und ich haben uns einen kurzen Urlaub in Istanbul gegönnt. Man bekommt bereits Flüge hin und zurück für unter hundert Euro. Die Stadt ist wunderschön, ein großer Mix an verschiedenen Kulturen und vor allem der arabischen Kultur. Natürlich bin ich dort auch hingefahren, um meine Sprachkenntnisse zu testen, die noch sehr bescheiden sind, aber ich habe mich versucht. Und tatsächlich sind wir auch in eine Situation gekommen, wo mir meine ersten Kenntnisse von Nütze waren. Denn eine Frau in etwas schäbiger Kleidung hob neben uns einen Ring auf. Golden war er, aber schon bei schärferen Hinsehen sah man, dass er von der billigen Sorte war. Sie tat so, als wenn sie uns den Ring wiedergeben wolle. Meine Frau schrak gleich zurück und verneinte. Doch die etwas herunter gekommene Frau bestand darauf, dass meine Frau den Ring nehmen soll. Als meine Frau sich breitschlagen ließ, und sie den Ring in den Händen hielt, wollte die Frau Geld haben für den Ringe. Meine Frau ist sehr clever und ließ sofort den Ring fallen. Da lag er nun wie zu Beginn der Geschichte.

Die fremde Frau fing an herum zu fuchteln. Aber ich gab ihr deutlich mit meinen gebrochenen Türkischkenntnissen, dass sie verschwinden soll. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, dass so ein Tourist ihre Sprache spricht. Sie trotte davon und versuchte ihr Glück bei den nächsten Touristen. Ganz stolz ging ich zum nächsten Einverkäufer und wollte mir und meiner Frau eine Kugel kaufen. Natürlich auf Türkisch, aber der Verkäufer wollte einfach kein Wort verstehen. Er antwortete immer auf Englisch, und irgendwann gab ich es auf und bestellte dann die Kugeln auch auf Englisch.

Mit besten Grüßen

Franz Frahm

Mittwoch, 16. März 2011

Türkisch für Anfänger

Sehr geehrte Leser,

noch nie war es mir so bewusst wie heute, dass meine Schüler in einer ganz anderen Welt leben, als ich es tue. Das ist prinzipiell nicht schlimm, aber die Kluft zwischen den Generationen ist so stark auseinander getrieben, dass nicht nur das Wertesystem sich unterscheidet. Es gibt überhaupt keine Deckung mehr zwischen den Ereignissen, die ich erleben und die meine Schüler erleben. Das wurde mir bewusst, als wie über das Erdbeben in Japan gesprochen haben. Auf einmal haben wir über das selbe gesprochen. Seit langem wieder, sonst unterhalte ich sie meist. Aber das interessiert sie genauso wenig, wie das, von dem sie in der Pause sprechen. Meist verstehen ich die Worte gar nicht die sie verwenden, das nicht nur wenn sie türkisch sprechen, sondern auch im Deutschen.

Trotzdem habe ich mit einem Türkisch-Kurs begonnen. Die machen sich sonst lustig über mich, ohne das ich das mitbekommen. Dadurch kann man sehr schnell den Respekt in der Klasse verlieren, und dann tanzen die Schüler einem auf der Nase herum. Außerdem interessiert mich die islamische Kultur schon seit einiger Zeit. Seit dem Spanien-Urlaub habe ich gesehen, welche Kunst sie in ihre Zeit der Hochkultur gemacht haben. Sie waren sehr weit entwickelt, ganz im Gegensatz zum mittelalterlichen Europa. Man muss sich nur einmal so ein Bauwerk wie die Alhambra anschauen. Leider haben sie wegen des Bildverbots im Koran nicht gemalt. Aber ihre Kalligrafie ist atemberaubend. So einen Besuch in Andalusien kann ich jedem Kunst- und Architekturliebhaber empfehlen.

Mit besten Grüßen

Franz Frahm

Mittwoch, 23. Februar 2011

Hoffnung auf Versöhnung

Sehr geehrte Leser,

wie sie sich vorstellen können, waren die letzten Tage die Hölle, wie haben versucht unsere jüngere Tochter zu erreichen. Sie war spurlos verschwunden und meldete sich nicht mehr. Wir haben die Universität angerufen, ihren Freund und andere Bekannte in München, die nach dem Rechten sehen sollten. Nichts. Nach einer Woche sprach unsere ältere Tochter mit uns. Sie hatte sich mit unserer jüngeren Tochter getroffen. Gott sei Dank, dass sie zumindest noch zu ihr Vertrauen hat. Sie hat uns nun erzählt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass unsere jüngere Tochter schwanger ist und je schwanger war. Sie hat sich gewaltig darüber aufgeregt, da wir, ihre Eltern, ihr nicht vertrauen. Noch nie hätten wir das getan, beschwerte sie sich. Sie wird immer nur kontrolliert, wäre deshalb notgedrungen nach München geflohen. Ihr Freund hätte mit ihr Schluss gemacht, und irgendwie kotzt sich alles an. Sie hatte gehofft nach Hause zu kommen, um sich versöhnen zu können, gerade weil ihr Freund jetzt weg ist. Und dann so eine Geschichte, von wegen Schwangerschaft und Abtreibung.

Okay, das war ja also einfach nur ein Missverständnis. Das soll sie wissen, und ich rief meine Frau zu mir, um ihr behutsam zu erklären, nicht mehr zwischen den Zeilen zu lesen, sondern das Wort unserer jüngeren Tochter ernst zu nehmen. Hoffen Sie mit mir, lieber Leser, dass sich alles wieder einrenkt.

Dann muss ich mich des Nachts nicht mehr mit diesem Drama herum schlagen, sondern kann mich in meinen Träumen endlich wieder der Kunst und der Mathematik widmen.

Mit besten Grüßen
Franz Frahm
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